Die letzte Etappe von 60km war,
beflügelt vom Wunsch endlich anzukommen, ein Klacks. Ab dem
Zeitpunkt, an dem mein Weg den Camino Frances kreuzte, wurde es
merklich voller, doch ließ ich alle weiteren Fahrradpilger die ich
traf hinter mir und ritt um 12:09 in Santiago ein. Nach 46 Tagen im
Sattel, 49 Tage und 3684km nach meinem Aufbruch in Berlin bin ich nun
endlich angekommen.
Ich folgte dem Strom von Pilgern erst
einmal ins Stadtzentrum und landete auf dem Kathedralenvorplatz. Dort
sprach mich eine ältere Dame an und nach kurzen Preisverhandlungen
hatte ich meine Unterkunft für die nächsten drei Nächte gesichert.
Santiago ist alles andere als ein Ort
der Einkehr, soviel war mir klar. Was mich jedoch wirklich ärgert,
ist die Art und Weise, wie man die Tradition des Pilgerns hier
kommerzialisiert. Überall gibt es Pilgermenüs, Pilgerkuchen
und/oder Pilger Merchandise aus Plastik. Himmel und Menschen sind
unterwegs und nehmen dieser wirklich schönen Stadt viel von ihrem
Zauber – beispielgebend war zum Beispiel eine Party, die zum Klang
von fürchterlich schlechter, elektronischer Musik gestern Abend im
Schatten der Kathedrale statt fand. Die Stadt ist voller Pilger,
jetzt wo man als Pilger jedoch nichts besonderes mehr ist, versinkt
man wieder in der Anonymität der Großstadt.
Nachdem ich mir meine Pilgerurkunde
(Compostela) abgeholt hatte, ging ich in die Kathedrale, wo man sich
anstellen konnte um traditioneller Weise eine Statue des heiligen
Jakobus zu umarmen, um danach einen Priester eine Zeremonie an seinem
Grab vollziehen zu sehen. Auch dieser katholische Hokus-Pokus verlor
in meinen Augen an vielleicht vorhandener Würde durch die
Heerscharen von Japanern, die die Kathedrale mit Kameras bewaffnet
als Taubenschlag missverstanden.
Zum Glück ist der Weg das Ziel und so
habe ich auf meiner Reise mehr Gastfreundschaft und Spiritualität
erlebt und Menschen kennen gelernt, als ich es in Santiago könnte.
Meine Pilgerfahrt wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben.
Es war eine Reise, die jede Anstrengung
wert war und für die ich sehr dankbar bin!
Morgen geht nun mein Flieger über
Palma de Mallorca nach Berlin, bis dahin genieße ich noch ein wenig
die Sonne auf einer ruhigen Bank im Parque Alameda mit Blick über
die Altstadt.
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