Durch diesem Blog möchte ich meine Eindrücke und Erlebnisse auf meiner Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela festhalten und meine Abenteuer mit allen Interessierten teilen.
Ich werde versuchen, so oft als möglich - etwa alle 3 Tage - Einträge zu verfassen.
Vorbeischauen lohnt sich!

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Dienstag, 31. Juli 2012

Santander - Santiago de Compostela


Vom Party-Camping Platz in Santander ging es auf einer recht unspektakulären Tour in Richtung Comillas. An diesem Tag bekam ich die Küste nur höchst selten zu Gesicht. Auch brach auf einem Feldweg eine jener Schrauben, die meinen Gepäckträger mit dem Rahmen verbinden. Glücklicherweise existierte eine zweite Bohrung, die ich an Stelle der ersten verwenden konnte, andernfalls hätte das durchaus das Ende meine Tour bedeuten können – trotz meines vielen Gepäckes habe ich nämlich keine Bohrmaschine am Mann. 
Die Herberge in Comillas fasste 20 Leute und befand sich in den Mauern eines ehemaligen Gefängnisses. Von dort hatte man einen atemberaubenden Blick auf die See und einen alten Friedhof. Hier traf ich auf Sophia aus Neuseeland, Sinead aus Irland, Miku aus Finland, Thomaso aus Italien und einen Spanier, dessen Namen mir leider entfallen ist. Mit dieser bunt gemischten Truppe, die in mehr oder weniger dieser Konstellation seit Irún unterwegs ist, verlebte ich nach gemeinsamem Bad im Atlantik einen lustigen Abend in einem ortstypischen Fischrestaurant in der Altstadt von Comillas. Mit Krabbenbein und allem.
 
 Nach einer Pilgerumarmung von Miku und Sinead ging es am nächsten Morgen weiter. Das Ziel diesen Tages was Ribadesella, ein Ort ohne nennenswerte Altstadt und ohne Pilgerherberge, dafür jedoch mit Strand und einem schattigen Zeltplatz.
 Die Nacht verbrachte ich in meiner Hängematte und wurde am nächsten Tag von der frischen Seebrise zu einem frühen Start angetrieben.
Nicht früh genug, wie sich bald herausstellen sollte. Es war viel zu warm und zu sonnig, so fing ich mir trotz Helm einen Sonnenstich ein. Mit Brummschädel, Tunnelblick und Magenschmerzen kam ich in Gijón an. Auch hier übernachtete ich auf einem Zeltplatz und nach der Einnahme von wahren Fluten von Wasser ging es mir wieder besser. Der Campingplatz in Gijón liegt auf einer Klippe an der Steilküste und biete einen wunderbaren Blick über Stadt und Bucht, Santander nicht unähnlich. Hier traf ich des Abends drei weitere Fahrradpilger, Belgier. Wir unterhielten uns gut und gerne wäre ich mit jenen dreien, die auch mein Tempo zu fahren schienen weitergefahren – doch sie hatten sich bereits entschlossen in Gijón einen Tag zu pausieren.
Wieder allein fuhr ich also am nächsten Tag nach Luarca. Das zumindest war mein Ziel. Doch der Sonnenstich hatte mich etwas entkräftet zurück gelassen und so entschied ich mich nach einer frustrierend langwierigen Etappe bereits in Santa Marina halt zu machen, wo es eine Hospidaje und Pilgerzimmer für wenig Geld gab. Wie schon erwähnt ist seit ich auf dem Camino del Norte bin nahezu jede Herberge ausgebucht und jeder als solcher designierte Pilgerort auch tatsächlich von mindestens einem Pilger bewohnt, so dass ich zum Abendessen meist Gesellschaft habe. In diesem Fall namentlich ein Bayrisches, ein Amrikanisches und ein Irisches Pärchen, allesamt zu Fuß.
Tags darauf kam ich dann tatsächlich durch das ehemalige Walfangdorf Luarca. Ich hielt jedoch nicht an, sondern fuhr weiter bis nach Ribadeo, wo man die Grenze zwischen Asturias und Galicia überquert. Die örtliche Herberge war leider jedoch ausgebucht und so zog ich mich abermals auf den Campingplatz zurück. Gut so; denn sonst hätte ich den schönsten Strand meiner Tour verpasst.
Der N-634 (Carretera Irún-Santiago) folgend verließ ich nun die Küste und wandte mich Inlands. 
Abadín liegt im galizischen Hochland, doch ich war gefasst darauf, dass die letzten paar Etappen meiner Tour abermals Bergziegenetappen sein sollten. Die N-634 ist jedoch einfach zu befahren und zieht sich solang man ihr folgen kann wie eine Schnur hügelauf und -ab. Rät einem die Karte sie zu verlassen, wird es schnell zu bergig zum Fahren und mehr als nur einmal musste ich an diesem Tag schieben. In Abadín geschah zum ersten Mal wovor ich bereits des öfteren gewarnt worden war: Ich wurde in der Herberge abgewiesen, mit der Begründung man müsse erst einmal die Fußgänger einlassen. In diesem speziellen Fall erschloss sich mir diese Vorgehensweise jedoch nicht – die alternative Unterkunft, die mir der unfreundliche Herbergsvater wieß, lag auf der anderen Straßenseite in einer Pension, war ergo sowohl für Fahrradpilger als auch für Fußgänger gleich gut zu erreichen. Ein weiterer Fakt der mir sauer aufstieß war, dass ich nun auch zunehmend über Ein-Tags-Pilger stolperte, ein Begriff den ich in Ermangelung eines besseren benutze. Als Fußgänger muss man lediglich die letzten 100km bewältigt haben, als Fahrradpilger lächerliche 200km – eine Tatsache, die sich viele Spanier zu Nutze machen und diese 200km an zwei Tagen herunter reißen, auf dass sie „Pilgerreise nach Santiago“ in ihren Lebenslauf schreiben können
 Solche erkennt man an leichtem Gepäck sowie Saufgelagen am Abend.
In Sobrado dos Monxes, meinem nächsten Ziel, traf ich auch einige davon. „Echte“ Pilger überwogen jedoch. In einem alten Zisterzienserkloster finden knapp 100 Pilger Unterschlupf. Ein wirklich beeindruckender Ort. Die Zimmer lagen in kleinen Zellen, die direkt vom Kreuzgang abgingen. In einem gesonderten Teil der Anlage leben auch heute noch einige Brüder. Vielleicht eine der schönsten Herbergen die ich erlebte.
Am nächsten Tag kam ich dann endlich nach Santiago. 

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