Durch diesem Blog möchte ich meine Eindrücke und Erlebnisse auf meiner Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela festhalten und meine Abenteuer mit allen Interessierten teilen.
Ich werde versuchen, so oft als möglich - etwa alle 3 Tage - Einträge zu verfassen.
Vorbeischauen lohnt sich!

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Mittwoch, 11. Juli 2012

Vézelay - Chateau Salvenet bei Limoges


An meinem zweiten Abend in Vézelay schlief ich wohl zum ersten Mal in einem vollen Schlafsaal; neben mir bevölkerten nun drei Holländer (zwei davon mit dem Fahrrad, ob des leichteren Gepäcks und der Rennräder jedoch keine Mitfahrer für mich) und ein Deutscher das Herren Refugium. Obwohl auch diese alle recht freundlich waren, wurde ich mit ihnen nicht gar so warm wie z.B. mit den Tags zuvor abgereisten Fleur (NL) und Arnulf (D). Tags darauf begann ich meinen Tag mit einer Andacht in der Basilika von Vézelay. Die Brüder und Schwestern aus dem örtlichen Ordenshaus gaben mit ihren Gesängen dem Ort etwas von seinen gregorianischen Wurzeln zurück. Nachdem wir Pilger den Segen empfangen hatten und von Angelique, der Herbergsmutter, mit dem Ultreia Gesang verabschieded worden waren, befand ich mich nun endlich auf der Via Lemonvicensis, dem vorletzten Abschnitt meiner Pilgerroute.
Der nächste Abschnitt meiner Tour brachte mich nach La Charité-sur-Loire, wo ich eine Herberge der "Amis de St. Jaque de Compostelle" (Freunde des heiligen Jakob zu Compostela) vorfand. Diese gemeinschaft hat sich auf die Fahnen geschrieben, das Herbergsnetz auf dem franz. Teil des Jakobsweges dem des spanischen gleich zu machen. La Charité ist eine schöne Stadt und da das Wetter mehr oder weniger mitspielte, setzte ich mich in den Abendstunden mitsamt Eis an die Loire und ließ die Beine baumeln.
In Charost, meinem nächsten Etappenziel, traf ich in der Herberge - abermals von den Freunden gesponsert - auf zwei Pilgerinnen von der Lahn, die seit Ostern auf dem Weg sind. Diese Herberge war extrem gut ausgerüstet, man fand im Kühlschrank einige Fressalien, die man sich zu spottpreisen einverleiben durfte. Da meine nächste Etappe sehr kurz sein sollte, ließ ich es tags darauf ruhig angehen. Gleichwohl überholte ich die oben genannten Damen bereits nach nur zehn Minuten - das Fahrrad ist halt ungefähr viermal so schnell wie der Fußgänger, ein Umstand den ich zu schätzen weiß.

 Kurz verweilte ich an einem wundervoll eingefärbten Mohnfeld und begab mich dann auf den Weg nach Neuvy-Saint-Sepulchre. Ein gewöhnliches Ländliches Dorf, das jedoch über einen Zeltplatz verfügt, in dem Pilger eines der Chalets (kleine Holzhäuser) beziehen dürfen. In der angrenzenden Reggaebar fand ich im Wirt nicht nur die einzige englisch sprechende Person am Ort, sondern auch einen angenehmen Gesprächspartner. Es gibt hier ein sehr leckeres Kirschbier, namens Grimbergen.
Der nächste Ritt, obschon normal lang, war einer der weniger schönen meiner bisherigen Fahrt. Es fing schon damit an, dass ich aus verschiedenen Gründen erst an einem Feldkreuz nach schätzungsweise 10km Frühstück essen konnte. Außerdem ließen Kopfschmerzen und Gegenwind die Fahrt zu einer Tortur werden. In La Souterraine, dem Etappenziel fand ich, obschon der Herr in der Touri-Info mit Eifer bei der Sache war, zunächst kein Quartier, bis man mich an Marjolein und Christophe vermittelte. Die beiden sind Farmer acht Kilometer außerhalb La Souterrains und betreiben eine kleine Pension nebenbei. Eine sehr gute Wahl, für jeden ausgehungerten Pilger: Das Menü welches ich zum Abend gereicht bekam wäre eines Sternekoches würdig gewesen. Heute Morgen dann brach ich auf zur wohl kürzesten Etappe meiner Reise. Gaetan, ein Freund von mir aus Berliner Taizé-Tagen, hatte für mich bei seiner Bekanntschaft, der altehrwürdigen Familie Henriot, nahe Limoges ein Quartier organisiert. Nach einer Bergziegenetappe von rund 800 Höhenmetern, so ist das hier im Limousin, erreichte ich Chateau Salvenet und war überwältigt. Ein Herrenhaus erster Güte und ein herzlicher Empfang waren mir gewiss. Heute schwelge ich im Luxus, Bad im Pool, leckeres Essen und ein Haus vom Umfang der Potsdamer Schlösser als Nachtquartier.

Die Wände hier sind gespickt mit Portaits der Familienmitglieder, die sich teilweise gar bis ins Jahr 1000 zurück verfolgen lässt. Im Treppenhaus hängen Tappisserien die im 17. Jahrhundert handgewoben wurden. Unglaublich. Es ist schön zu erleben, wo man überall Aufnahme finden kann.

1 Kommentar:

  1. Hallo Lucas, nach den täglichen Telefonaten ist es schön, dann die Bilder zum Hörspiel zu sehen (und die Namen der französischen Orte zu lesen, die man doch ganz anders verstanden hatte). Halte durch und genieße die Zeit.

    LG
    Papa

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