Wie von Cédric Henriot angekündigt,
ging es auch von Salvenet an (durch das Limousin) bergig weiter -
ja, in der Dordogne wurde es noch wilder. Man konnte sogar den einen
oder anderen Felsen entdecken.
Der nächste Halt war Thiviers. Von der
Stadt selbst habe ich nicht viel gesehen, von einer Durchfahrt einmal
ganz abgesehen. Mein Quartier war das Pilgerchalet auf dem örtlichen
Campingplatz im Tal unterhalb der eigentlichen Stadt. Selbstredend
ist das kein Hinderungsgrund, nicht noch einmal die Hufe zu schwingen
und zum Stadtbummel bergauf zu strampeln, jedoch zeigte mein Reifen
enorme Gebrauchsspuren und so entschied ich mich, nach einem Einkauf und
Abendbrot, ans Tüfteln zu machen. Es half alles nichts, am nächsten Morgen war der Schlauch abermals platt und so kam der zweite
Ersatzschlauch zum Einsatz. Die Fahrt nach Mussidan war dann ein recht
anstrengender Ritt, es fuhr sich wie auf Eiern, wissend, dass der
Mantel einem Sieb glich. Auf Grund des eher lockeren Umgangs der
Franzosen mit den Öffnungszeiten ihrer Touristeninformationen und
dem unvermeidlichen abendlichen Platten, war ich dann gezwungen mich
für teuer Geld in ein Hotel ein zu mieten. Trotz der fachkundigen
Flickkünste eines alten Franzosen überdauerte auch dieser Schlauch
die Nacht nicht, so dass ich mich am nächsten Morgen nach erneuter
Flickung dazu gezwungen sah, den vorderen mit dem hinteren Mantel zu
vertauschen, in der Hoffnung, dass die geringere Last vorn dem
geschundenen Stück Gummi gut tun würde. Ich wurde nicht enttäuscht
und kam sicher bis La Reole. Der 14.7. ist französischer
Nationalfeiertag, man begeht den Jahrestag des Sturms auf die
Bastille. Mit Widrigkeiten bezüglich der Quartiersuche war daher zu
rechnen – nicht gerechnet hatte ich mit meinem Glück. Recht spät
kam ich in La Reole an, jedoch fügte es sich, das genau als ich ankam
eine Mitabreiterin der Kirche die selbige abschloss und mich an
Odette verwies, eine ältere Dame, die seit bereits 22 Jahren Pilger
aufnimmt und lecker bekocht. Von dort brach ich am Morgen dann mit
dem Ziel Roquefort auf. Über Stein, Stock und Hügel ging der Weg
bis ich die Stadt mit dem leckeren Käse erreichte. Die örtliche
Herberge wird von Freiwilligen geführt und war eine der schickesten,
die ich bislang bewohnen durfte. Für Gesellschaft sorgten zudem zwei
pilgernde Franzosen sowie ein estländischer Wahlaustralier, der froh
schien einmal wieder jemanden zu treffen, der der englischen Sprache
mächtig war.
Wenn ich sage die Roqueforter Herberge war schön, so
wird das von der Herberge in Orthez, meinem heutigen Standort, gleich
wieder übertrumpft. Ich wohne mit zwei – zur abwechslung einmal
jungen – Französinnen im Hôtel de la Lune, einer der örtlichen
Sehenwürdigkeiten. Die Stadt an sich hat auch einiges zu bieten,
zumindest ihr mittelalterlicher Stadtkern. Von der Burg aus kann man
die Gipfel der Pyrenäen am Horizont erkennen und vom Fluss „Gave de
Pau“ das ehemalige Stadttor bewundern.
Morgen geht es, an eben jenem Fluss
entlang, hinunter zur Küste nach Bayonne und von dort ist Spanien
nur noch einen Tagesritt entfernt.
Hallo Lucas,
AntwortenLöschenmorgen kommt ja dann San Sebastian (Donostia) in Sicht - grüß' mir die Spanier (und Basken), sie haben uns diese anderen... - wie hießen sie doch gleich? - als Europameister erspart! Weiterhin gute Fahrt (auf neuem Mantel).
LG
Papa
Hi Lucas,
AntwortenLöschenwas auch immer mich reitet, Viertel 3 Uhr deine Berichte zu lesen, es war jedenfalls sehr nett, deine bisherigen Erlebnisse nachzulesen. Beste Grüße aus Berlin. Wir waren auch gerade so etwas wie Radpilgern, immer gen Norde bis zur Ostsee und abends gucken, wo es ein nettes Fleckchen für unser Zelt gibt.
Weiter gutes Gelingen auf dem Weg nach Santiago
Gruß Christoph&family
PS. Inzwischen bist du wohl schon darauf angewiesen, was dir Mr.Schilling oder Frauke Meiners in Sachen Espanol vermitteln konnten.