Die Fahrt am Fluss ging genau wie geplant, einfach und zügig. Wohl meine bisher schnellste Etappe. Die baskische Mittagshitze verschlief ich in meiner Hängematte. Ziel dieses Tages war Bayonne, eine nette Stadt, doch nach der Abgeschiedenheit der letzten Tage etwas zu trubelig für meinen Geschmack. So war es dann nur gut, dass die nächste Herberge etwas außerhalb lag. Ich kam bei Veronique und ihrer Tochter Lucy unter, die Pilger für kleines Geld unterbringen und verköstigen. Dort verlebte ich ein paar schöne Stunden bevor es bei Zeiten in die Heia ging, das nächste Ziel sollte San Sebastian heißen.
Donostia, so der baskische Name der Hauptstadt des Baskenlandes, hat schöne und hässliche Seiten.
Vielleicht war genau das der Grund, aus dem ich den Mund etwas voll nahm und behauptete am Abend in Bilbao zu sein. Ich hatte schließlich den ganzen Tag noch vor mir. Schlussendlich war ich das auch. Marta hatte bei ihrer Freundin Patricia dort eine Unterkunft für mich klar gemacht. Jedoch war der Ritt dahin eine Qual - mit 132km durch die Ausläufer der Pyrenäen setzte er sich flugs auch an die Spitze des Distanzrankings. Angekommen wechselte ich noch wenige Worte mit meiner Gastgeberin, aß zu Abend und fiel ins Bett. So bekam ich leider nicht viel Schönes von der Stadt mit, nur die Schwerindustrie fiel ins Auge; obwohl der Blick auf zB. das Guggenheim Museum durchaus vielversprechend war.
Der nächste Trip führte mich nach Islares, einem kleinen Küstenort im benachbarten "Bundesland" Cantabria. Fahrtechnisch ist diese Strecke auch für Gelegenheitspilger nur zu empfehlen, führt sie doch zu in etwa 90% über offizielle Fahrradwege. Auch in Islares war die Herberge wieder komplett belegt und strafte die Abgeschiedenheit des Camino del Nortes, die in vielen Führern beschrieben wird, Lügen. Der angenehmen Nachtruhe tat das, ob der lediglich 9 Schlafplätze pro Zimmer (2), jedoch keinen Abbruch. Vor dem Schlafengehen ging es noch mit 6 Spaniern und einem Polen abermals an den Strand, wo rumgeflachst und über Sprachen gefachsimpelt wurde. Erwähnenswert ist vielleicht noch die zunehmende Anzahl an Fahrradpilgern, 7 außer mir waren es allein in der letzten Herberge.
Heute ging es dann in die Hauptstadt Cantabrias, nach Santander. Der Weg war ein einfacher und lag wiedermal mit 66 km voll im Limit. Die Ausläufer der Pyrenäen machen nun anderen Gebirgszügen Platz, die Küste bleibt jedoch bergig und zerklüftet.
Mit dem Pilgerboot fuhr ich über die Bucht in die Stadt ein, organisierte mir einen letzten Stempel für meinen ersten und nun vollen Pilgerpass und tourte dann weiter mit dem Ziel Campingplatz. Der Grund war der bereits um 15 Uhr alarmierende Füllstand der Herberge. Nachdem ich mein Zelt aufgeschlagen hatte, verließ ich das Gelände wieder, um in meiner Hängematte den Blick über die besagte Bucht zu genießen und den Tag ausklingen zu lassen.
Noch 8 Tage bis Santiago!
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